Auch in Dresden tut sich was. 35.000 Menschen folgten nach Medienangaben dem Ruf der sächsischen Staatsregierung und der Stadt Dresden zu einer Kundgebung für Weltoffenheit und Toleranz. Damit hat auch Dresden (endlich) ein eindrucksvolles Zeichen gegen die Penetranz und die Selbstgerechtigkeit der rassistischen PEGIDA-Bewegung gesetzt.
Das ist positiv zumal offenbar auch von diversen RednerInnen auf der Kundgebung durchaus kritische Töne in Richtung Staatsregierung zu hören waren, etwa was die Ablehnung eines Winterabschiebestopps für Flüchtlinge betrifft, oder auch im Hinblick auf diverse recht deutlich politisch motivierte Strafverfahren gegen Anti-Nazi-Aktivist_innen, von denen mehrere doch erhebliche Fragen in Bezug auf die Rechtsstaatlichkeit der Ermittlungsmethoden sächsischer Behörden aufgeworfen hatten. Im Prozess gegen Tim H. urteilte selbst der Richter, dass das von der Polizei vorgelegte Video nicht brauchbar und praktisch bis zur letzten Sekunde nicht authentisch gewesen sei. Ähnliche Ungereimtheiten hatte es zuvor schon im Prozess gegen den Jenaer Pfarrer Lothar König gegeben.
Die ohnehin schon recht aussagekräftige Grafik, die das Bündnis Dresden Nazifrei dankenswerterweise über die Teilnehmerzahlen an den PEGIDA-Demos am 5. Januar und die entsprechenden Gegenkundgebungen angefertigt hat, wird so noch eindeutiger bzw. unangenehmer für die treuen PEGIDA-Anhänger, die ja so gerne für sich in Anspruch nehmen, das Volk zu sein.
Trotzdem bleibt natürlich die Frage, warum zu einem gesonderten Termin mobilisiert wurde und nicht – wie es in allen anderen Bundesländern ja auch geht – zum Termin der Demos von PEGIDA. Aber vielleicht geht ja vom gestrigen Tag auch endlich eine Signalwirkung aus und der Gegenprotest morgen in Dresden fällt deutlich größer aus als die eigentliche PEGIDA-Demo.
Aber schauen wir doch noch einmal auf die „Führer“ des PEGIDA-Volkes. Das wird ja auch immer interessanter. Im aktuellen SPIEGEL ist ein ausführlicher Bericht über die Hintergründe der Organisatoren (auf Spiegel online findet sich eine Kurzfassung). Der Artikel ist insofern interessant, weil er offenlegt, dass Organisatoren von PEGIDA in ihrer geschlossenen Facebook-Gruppe von Anfang an mit rassistischen Parolen und Hitlerzitaten gearbeitet haben. Mal schauen, ob der Spiegel dafür morgen bei der PEGIDA-Demo auf Platz 1 der PEGIDA-internen Rangliste der übelsten Auswürfe der bundesdeutschen „Lügenpresse“ landet.
Dass es PEGIDA mit der Wahrheit nicht so genau nimmt, ist schon mehrfach aufgearbeitet worden. Zuletzt hat die Sächsische Zeitung in dem Artikel „Steinwürfe aus dem Glashaus“ eine aktualisierte Zusammenstellung von Behauptungen aus PEGIDA-Kreisen mit den entsprechenden Fakten kontrastiert.
Für den morgigen 12. Januar steht ja die nächste PEGIDA-Demonstration in Dresden auf dem Programm. Das wird insofern spannend, weil zum ersten Mal parallel dazu der Leipziger Ableger LEGIDA marschieren will. Mal sehen wie sich das auf die Teilnehmerzahlen auswirkt. Morgen wissen wir dann auch, ob PEGIDA ein vor allem dresdenfokussiertes Problem ist, oder sich zu einem sächsischen ausweitet. Meine persönliche Prognose ist ja, dass LEGIDA in Leipzig nicht derart wird Fuß fassen können, wie PEGIDA in Dresden und sich die Organisatoren perspektivisch darauf einigen werden, Dresden zum Zentrum der Bewegung machen zu wollen.
Ach ja, wichtig: In Leipzig hat sich breiter Gegenprotest gegen LEGIDA angekündigt. Bereits jetzt sind acht Gegenkundgebungen angekündigt und die Uni Leipzig stellt es frei, Lehrveranstaltungen ab 15 Uhr ins Freie zu verlegen.
Siehe auch: PEGIDA und die Fakten, Wir sind das Volk?